A m 16. Februar 1962 erreichte die Hamburger über Radio die Warnung, daß das Hochwasser voraussichtlich zwei Meter höher als mittleres Tidehochwasser sein würde. Eine Aussage, mit der nur wenige Leute etwas anfangen konnten oder wollten. Man lebte in der Zeit des Fortschritts. Was könnte die Natur dem Menschen nun schon anhaben. Außerdem war die letzte Sturmflut 1855 gewesen und hatte nur wenig Schaden angerichtet. Damals war das Wasser über die 5,26 Meter hohen Deiche geschwappt, die man 1962 schon auf über 5,65 Meter erhöht hatte. Kein Wunder also, daß sich die Hamburger beruhigt ins Bett legten.

Doch der Ausläufer des amerikanischen Hurricans Vicinette kam und fegte mit 280 km/h übers Meer. Erst um 22.15 Uhr kam die Meldung, daß die nächste Flut voraussichtlich doch 3,5 Meter höher als mittleres Tidehochwasser sein würde.

Bereits um 1.15 Uhr gaben die Deiche in Neuenfelde und Altenwerder unter der schweren Last der Wellen nach. Es blieb keine Zeit mehr, die 70.000 Menschen, die hier lebten, zu evakuieren. Hinzu kam auch noch, daß die Telefonleitungen tot waren und der Strom ausfiel. In kurzer Zeit brachen nun die Deiche an über 50 verschiedenen Stellen. Über 100.000 Menschen wurden total überrascht. An einigen Stellen auf der Autobahn stand das Wasser bis zu 3 Meter hoch.

Das Wasser stieg immer weiter an und arbeitete sich in Richtung Innenstadt vor. Um 2.00 Uhr fiel die Straßenbeleuchtung aus und um 2.30 Uhr schwappte das Wasser der Elbe in die Alster. Das absolute Maximum war jedoch erst um 3.30 Uhr erreicht. Rund ein Sechstel Hamburgs stand unter Wasser, und war der Rekordstand von 4 Metern über mittlerem Tidehochwasser erreicht.

Die meisten Hamburger hatten von all dem jedoch nichts mitbekommen und schliefen in ihren warmen Betten, während Hunderttausende auf Bäumen und Dächern die Nacht verbrachten und auf Hilfe warteten.

Trotz der beispiellosen Rettungsaktion, in der Feuerwehr, Polizei, Bundeswehr, britische Einheiten, zivile Hilfsorganisationen und ca. 1.500 Helfer ihr Bestes gaben, starben 317 Hamburger. 20.000 Menschen wurden über Nacht obdachlos und 25.000 Haustiere kamen in den Fluten um.

Nach dieser Katastrophe wurden die Deiche in der Elbmündung bis auf 7,20 Meter erhöht. So konnte nun auch die letzte große Flut 1976 mit 4,75 Meter über mittlerem Tidehochwasser (MTH = 1,70 über NN) und die Flut vom Februar 1990 mit 4,00 Meter über MTH den Hamburgern nichts anhaben. Immer wieder erreichen große Sturmfluten Hamburg, doch die Deiche, die mittlerweile bis zu 8 Meter hoch sind, halten stand. Lediglich der Hafen mit der Fischauktionshalle steht immer wieder mal unter Wasser und lockt so Schaulustige an.

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