A ls Napoleon seinen Europafeldzug startete, machte er auch vor Hamburg nicht halt. Am 19. November 1806 stand General Mortier mit 3.000 Mann vor den Toren Hamburgs und besetzte die Stadt. Mit den Soldaten, die aus ganz Europa stammten, kamen die Hamburger zwar recht gut aus, doch die englandfeindliche Politik der Franzosen brachte das wirtschaftliche Chaos.

Bereits zwei Tage nach der Einnahme Hamburgs wurde die Kontinentalsperre gegen England verhängt. Jeglicher Handel mit dem Feind Frankreichs wurde streng untersagt. Das Schmuggeln wurde mit dem Tode bestraft. Doch die Leute wußten sich zu Helfen: Immer gab es einen bestechlichen Zöllner, und da Kinder straffrei blieben, wurden auch sie häufig als Kuriere eingesetzt.

Der gesamte Handel kam zum Erliegen und das produzierende Gewerbe bekam nicht die nötigen Rohstoffe. Viele Hamburger waren von Heut auf Morgen arbeitslos. Schon bald war die Bevölkerung zu arm zum Besteuern, und so wurden extra Listen von vermögenden Familien angefertigt, die noch nicht alles verloren hatten.

Die Zeitungen mußten von nun an zweisprachig erscheinen. Frankreich zwang Hamburg, Kriegstribut zu zahlen und Hamburger Männer wurden in die Armee Napoleons eingezogen, und mußten an seinen Feldzügen teilnehmen.

Die Nachricht von der Niederlage der großen Armee Napoleons ging zu Weihnachten 1812 wie ein Lauffeuer durch Hamburg und wurde mit viel Freude aufgenommen, obwohl zu erwarten war, daß auch viele Hamburger unter den toten und verletzten Soldaten waren.

Napoleons Armee war empfindlich geschwächt und befand sich nun auf dem Rückzug au Rußland. Anfang März 1813 verließen auch die letzten Einheiten der französischen Besatzung Hamburg, um sich dem flüchtenden Hauptheer Napoleons anzuschließen. Der Grund für den Abzug der französischen Truppen war der russische Oberst Tettenborn. Der gebürtiger Sachse marschierte knapp eine Woche später, am 18. März 1813, gefolgt von 1400 Kosaken in Hamburg ein.

Begeistert wurden die Fremden umjubelt. Ein Zug "weißgekleideter blühender Jungfrauen aus guter Familie" empfing die russischen Truppen, und die Hamburger stellten brennende Kerzen in die Fenster. Tettenborn forderte die Hamburger auf, eine "Hanseatische Legion" aufzustellen, woraufhin sich sofort 2.000 Freiwillige meldeten. Der Senat ernannte ihn zum Ehrenbürger und beschloß ihm jeden Wunsch zu erfüllen. Der Oberst gab deutlich zu verstehen, daß er für die unblutige Befreiung der Stadt eine reiche Belohnung erwartete.

Die einquartierten Kosaken machten sich jedoch nicht sehr beliebt. Vorgesetzte Butter schmierten sie sich in die Haare und aus den Lampen zogen sie die Talgstangen heraus, um sie genüßlich zu verschlingen. Besonders ihre Vorliebe für Hundefleisch fand nicht viel Verständnis in der Bevölkerung.

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