P er Telegraph wurde Hilfe aus den Nachbarorten Wedel, Blankenese und Stade erbeten. Die Feuerwehr aus Altona und Wandsbek war bereits vor Ort im Einsatz.

Die gerettete Börse im Jahre 1860

Im Morgengrauen war das Feuer der Neuen Börse bedrohlich nahe ge- kommen. Der 45jährige Commerz- deputierte Theodor Dill und eine Hand voll Männer kämpften jedoch tapfer gegen die Flammen an. Mit Erfolg, wie sich später herausstellte. Die Neue Börse, die erst im Jahr zuvor bezogen worden war, ragte schon am Abend als einziges erhaltenes Gebäude der Umgebung, aus einem Meer aus Schutt und Asche.

Doch nicht alle Hamburger verhielten sich so tapfer und patriotisch. Panik machte sich unter den Betroffenen breit. Man versuchte mit aller Kraft seine letzte Habe in Sicherheit zu bringen. Wer einen Karren besaß, wurde an diesem Abend zum reichen Mann. Für eine Fuhre wurde bis zu 100 Mark verlangt, was ungefähr sechs Monatslöhnen eines Arbeiters entsprach.

Andere wiederum sahen dem ganzen Treiben eher gelassen zu und nutzten das allgemeine Chaos, um nicht das Feuer, sondern erst einmal ihren Durst zu löschen. Im Keller der Denkerschen Weinhandlung am Rödigsmarkt hatten sich 17 Männer über das Champagnerlager hergemacht und reichten sich den umfunktionierten Löscheimer. Die Stimmung muß doch recht fröhlich und ausgelassen gewesen sein, als das Haus über ihnen zusammenstürzte und alle Mann unter sich begrub.

Andere plünderten jedoch geplanter. Waren in den ersten beiden Nächten noch vereinzelt Plünderer unterwegs, so hatten sie sich in der dritten Nacht zu Banden zusammengerottet. Unter dem Vorwand, das Gebäude sprengen zu müssen, scheuchten sie die Bewohner aus ihren Häusern und machten sich über deren Wertgegenstände her. Das Gerücht machte die Runde, daß Engländer das Feuer gelegt haben sollten, und so machte sich der verzweifelte Pöbel über jeden her, der nur englisch aussah. Wer tatsächlich Engländer war, wurde so hart verprügelt, daß er meist seinen Verletzungen erlag.

Im Laufe des Tages übersprang das Feuer nun auch die Alsterarme. Es verschlang das Haus des reichen Senators Jenisch, das des reichen Bankiers Heine und das dänische Posthaus an den Großen Bleichen, wo später das neue Postgebäude entstand. Gegen Abend war es bis zum Jungfernstieg vorgedrungen, wohin Hunderte von Obdachlosen mit ihren letzten Haben geflüchtet waren. Erst die Alster konnte das Feuer im Norden stoppen. Im Osten konnte sich das Feuer jedoch ungehindert ausbreiten. Am 7. Mai ging nun auch die bis zur letzten Minute verteidigten Petrikirche in Flammen auf. Glücklicherweise wurden zuvor alle Kunstschätze in Sicherheit gebracht. Kurz darauf verbrannte auch die kleinere Gertrudkirche, an dessen Stelle später die Jacobikirche errichtet wurde.

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